Die Jive-Story:
Das Jive wurde inzwischen mehrfach nachgebaut. Wir haben angefangen, Seriennummern zu vergeben. Das ist aber mehr zum Spass. Mein und Hannos Jive sind die Jives 001 und 002, Frank Hertsteins Blue J ist das Jive 003 und Karsten S. hat das Jive 004.
Wie alles anfing:
Als ich im April 2000 mit Hanno Hirsch über die Spezi 2000 in Germersheim ging, kamen wir spontan auf den Gedanken, einen Tieflieger zu bauen. Hanno liebäugelte schon länger damit, für mich stand der Spass im Vordergrund, so ein Projekt gemeinsam zu machen. Also beschlossen wir, ca. einen Monat später ans Werk zu gehen. Als Vorbild wählten wir das © Zox20 aus. Die Umlenkrolle für den Zugtrun bestellten wir auch gleich bei Sergio Gomez, der uns auch bereitwillig mit einigen Tips zur Seite stand (nachdem er überzeugt werden konnte, dass wir reine Privatinteressen hatten). Inzwischen habe ich die Rolle aber durch eine selbst gefertigte ersetzt (siehe unten).
Am ersten Juniwochenende ging es dann los.
Der Bau
Ich hatte nur eine 1:10 Skizze gemacht für den Rahmen und dabei die Geometrie etwas verändert:
Die Gabel ist sehr lang. Das hat den Vorteil, dass die oben sehr schmal ist und auch breite Reifen passen. Die Kette ist auch länger entlang der Gabel und verdreht daher nicht so stark. Der Lenkervorbau wird zusätzlich kürzer. Ausserdem sieht das schräg nach vorne/unten weisende Oberrohr doch einfach raciger aus, oder nicht? :-)
Zum Bau der Gabel: Von einer alten Gabel werden die alten Holme abgetrennt, und zwar ganz nahe dem Schaft fast senkrecht in dem Winkel, der der Spreizung der neuen Holme entspricht. An die Trennstellen werden auf jeder Seite Bleche 30x50x2mm angeschweisst. Auf diese Bleche werden dann die Holme aus 30x10x1,5mm aufgelegt, ausgerichtet und angeschweisst. Die Bleche dienen der Krafteinleitung, hier treten hohe Kräfte auf. Die Gabel hat 0mm Vorbiegung, das ist auch optimal in Bezug auf die Kettenlinie. Ausserdem gibt es noch eine Querstrebe oberhalb des Reifens aus 30x10x1,5 er Rohr zur Verstärkung und Befestigung des Schutzbleches.
Die Hinterradschwinge ist genauso einfach aufgebaut wie beim Vorbild (Skizze2 1:1 auf 5mm-Raster). Damit sie sich ohne vollständige Demontage des Federbolzens ausbauen lässt, ist die Federbolzen-Durchführung am Hauptrahmenende nach hinten offen (geschlitzt). Diese Stelle muss dann aber mit einem 3mm Stahlblech verstärkt werden.
Das Schwingenlager besteht aus einem äusseren Rohr 18x2, 35 mm lang, besser einen halben Millimeter kürzer und innen gut angefast, welches im das Hauptrahmenrohr eingesetzt und festgeschweisst (oder gelötet) wird. Dahinein wird auf jede Seite eine Glycodurbuchse mit 14mm Aussen- und 12mm Innendurchmesser eingesteckt (die Angaben in der Skizze sind falsch), die Glycodurbuchsen sind mit Bund. Nun steckt man ein Rohr 12x1 hinein, das einige zehntel Millimeter länger ist, als das Lager breit, also 37mm. Als Achse dient eine Schraube M10x50. In den Hauptrahmen müssen 10er Löcher sehr genau gebohrt werden. Beim ZOX ist eine seitliche Führung aus Messingblech hinter dem Schwingenlager am Schwingen-Mittelteil angebracht, keine schlechte Sache. Die Messingbleche gleiten an der Innenseite des Hauptrahmenrohres.
Achtung: Konstruktionsänderung 05/2003!
Die Hinterradschwinge ist nach ca. 2000 km gebrochen, und zwar genau an der Schweisstelle, wo die beiden Rohre aus 30x30x2mm stumpf aneinandergeschweisst sind. Auch bei einem Nachbau von Frank Hertstein ist hier ein Bruch aufgetreten. Daher empfehle ich folgende Konstruktionsänderung:
Es sind zwei Möglichkeiten dargestellt:
Die erste sieht aus wie bisher, nur ist hier das mittlere Rohr aus 30x30x2 durchgezogen.
Die zweite ist ein Vorschlag, der der Schwinge mehr Bewegungsfreiheit bietet und duchgehende Holme aufweist. Eine sehr stabile Lösung, die noch einfacher zu bauen sein dürfte. Nachteil ist hier, dass für die Sitzsteben weniger Platz zur Verfügung steht, vielleicht zu wenig...
Ich habe meine gebrochene Schwinge erst mal geflickt, indem ich einen Blechstreifen über die Schweisstelle gelötet habe.
Mehr Bilder zum Bau. Jetzt mit Kommentaren :-)
Die Erstmontage
Das Wochenende war schnell vorbei und wir hatten gerade mal die Rahmen geschafft. Der Zusammenbau erfolgte dann in meiner eigenen Garage. Einige Details musste ich noch löten. Als Lenker baute ich mir einen klappbaren Tiller-Lenker. Das Tretlager hab ich auch direkt mit dem Rahmenrohr verlötet. Das sparte 400g Gewicht gegenüber dem verstellbaren Tretlager von Flevo. Schutzbleche und Kettenschutzrohre hab ich auch angebracht.
Lackierung und Anhänger
Da ich einen Monat nach Baubeginn schon mit dem jive in Urlaub fahren wollte, blieb für eine Pulverbeschichtung nicht genug Zeit. Also lackierte ich den Rahmen erst mal von Hand. Einen Anhänger baute ich auch noch. Besonderheit: Da die Rädchen nur auf Gleitlagern laufen hab ich die durchgehende Radachse als kugelgelagerte Welle ausgeführt. In Kurvenfahrten sorgen die Gleitlager weiterhin für den Differenzausgleich.
Verkleidungsbau
Natürlich wollte ich auch hier einen Verkleidungsbau versuchen. Diese sollte wieder aus Schaummatte entstehen. Diesmal wollte ich aber für die Oberfläche etwas anderes als Wachstuch ausprobieren. Also entschied ich mich für einen Versuch mit Seide, die mit Lack auflaminiert werden soll. Ein Fachhändler riet mir zu hochwertigem Acryllack (nicht aus dem Baumarkt!). Da Acryllack keine Weichmacher enthält, soll er dauerhaft elastisch bleiben und somit den UV-Strahlen besser trotzen können als Wachstuch. Ob das stimmt wird sich zeigen.
Das Auflaminieren der Seide hatte ich mir einfacher vorgestellt, ohne Falten geht es nicht. Die Fronthaube zeigt eine Menge davon, die Heckverkleidung schon weniger, da hatte ich schon etwas übung. Zum Experimentieren hatte ich keine Zeit mehr. Die rauhe Oberflächenstruktur des Schaums dringt aber auf jeden Fall durch, es sieht aus wie Rauhfasertapete. Vielleicht hilft hier, zuerst eine Papierbespannung aufzubringen, aus dünnem Japanpapier (Modellbau). Das probiere ich vielleicht mal aus.
Beachtet auch die Hinweise zum Verkleidungsbau in meinem Designkapitel unter Verkleidungsdesign .
Inzwischen fahre ich das Jive wieder ohne Verkleidung.
Eine neue Umlenkrolle für das Jive
Nachdem ich inzwischen eine Drehmaschine angeschafft habe, wollte ich die Zox-Rolle durch eine selbst gedrehte Rolle ersetzen. Die neue Rolle ist doppelt kugelgelagert und die Kette läuft über ein Kettenritzel.
Ein Gepäckträger für das Jive
Für meinen nächsten Urlaub wollte ich das Gepäck nicht an der Rückenlehne festzurren. Und einen Anhänger nehme ich auch nicht mehr mit, der zieht sich so schwer. Also muss das Gepäck unter den Sitz, das ergibt einen niedrigen Schwerpunkt.
Der Gepäckträger ist am Schwingenlagerbolzen befestigt und stützt sich nach vorne unter dem Sitz ab. Der eigentliche tragende Bereich ist also ein langer Ausleger, die Zuladefähigkeit ist daher begrenzt. Ich schätze mal, 20kg, auf beide Seiten gleichmässig verteilt, dürften passen. Mehr will ich auch nicht mitschleppen. Der Gepäckträger selber wiegt ca. 2,4kg, auch nicht gerade leicht.
Das Gepäck, eine Zeltrolle, eine Schlafsackrolle, eine Luftmatratzenrolle und eine Gepäcktasche, wird mit Spanngummis festgezurrt. Vorher erhält der Gepäckträger noch eine Lackierung...
Vorderrad-Verkleidung
Mich störte schon lange das Spritzwasser, das vom Vorderrad zur Hose gelangt. Da man auf dem Jive ja sehr nah am Vorderrad liegt, reicht schon eine regenfeuchte Strasse um sich die Hose einzusauen. Daher habe ich das Vorderrad auf der hinteren Hälfte mit Schaummatte verkleidet. Die Matte ist mit Kabelbindern an der Gabel befestigt. Die vordere Hälfte wäre wegen der Kette viel aufwändiger zu verkleiden.
Das Hintere Ende ist sehr breit, aerodynamisch ungünstig. Das werde ich vielleicht noch schmaler schneiden, wenn ich getestet habe, wie weit das Wasser nun von innen dagegenspritzt.
© Juni 2000, Wolfgang Bion
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