Endlich war es Zeit und Wetter für eine erste mehrtägige Tour in die nähere Umgebung. Das Bergische Land beginnt ja praktisch direkt vor den Toren Kölns und ist immer einen Besuch wert. Die sanfte Hügellandschaft mit den fetten Weiden und dunklen Fichtenwäldern landen sowohl zu Erholung als auch zu sportlichen Touren ein. Abseits der Hauptstrassen kommt schon eine richtige Landidylle auf, wo eine Hand voll Häuser in einem Tal 3 Ortschaften bilden :-)
Ausser einem schönen Tourerlebnis wollte ich auch meine Ausrüstung mal in der Praxis erproben. Und so startete ich dann also Freitag nachmittag mit vollem Gepäck. Es scheint so, dass es keinen grossen Unterschied macht, ob man 2 Tage oder 20 Tage unterwegs ist. Sobald man sich unabhängig selbstversorgen will ist das Gepäck das gleiche. Mit Lebensmitteln und Getränken kam ich auf ein Startgewicht von knapp 18kg Gepäckzuladung, was sich als belastend viel herausstellte und mehr war, als ich haben wollte. Schon nach den ersten Anstiegen rauf ins Bergische drängte sich mir der Gedanke auf, dass es bei einer solchen Tour nicht darauf ankommt, wie schnell man einen Berg runter kommt oder wie schnell man in der Ebene ist, sondern wie leicht man einen Berg raufkommt. Hier ist das Liegerad ja schon prinzipiell im Nachteil, jedes Gramm zuviel an Gewicht macht sich bemerkbar.
Dagegen werde ich zweierlei tun: Meine Kondition verbessern und meine Ausrüstung optimieren.
Unterwegs bin ich keinem Radfahrer begegnet, der überhaupt irgendwelches Gepäck dabei hatte. Alles Tagesausflügler, die wenigsten abseits der Hauptstrassen unterwegs, wo viele Höhenmeter hinter der nächsten Ecke lauern. Vielleicht waren die schlauer, auf jeden Fall waren die schneller. Dafür hatten die nicht das Erlebnis, mehrere Tage am Stück unterwegs zu sein, immer draussen, immer an der frischen Luft (jedenfalls abseits der Hauptstrassen), einfach der Nase nach. Ich bin dermassen 'einfach der Nase nach' gefahren, dass ich von Samstag-Mittag bis Sonntag-Vormittag überhaupt nicht wusste, wo ich war. Ich habe mich nur grob an der Sonne orientiert, um nicht im Kreis zu fahren. Samstag vormittag bin ich im Kreis gefahren... :-)
Mein erstes Nachtlager kurz hinter Kürten auf einem steilen Abhang. Es war wirklich abschüssig an der Stelle. Um da hin zu gelangen musste ich einen Trampelpfad entlang hochschieben. Hier hätte nirgendwo ein Zelt stehen können.
Den Regenponcho rechts habe ich als Sichtschutz aufgebaut, es waren Häuser in der Nähe. So hatte ich auch einen Windschutz zum Kochen. Es gab Tomatensuppe mit Reis, Mungobohnen und frischen Champignons, dazu frisch geröstetes indisches Fladenbrot.
Der Abend war angenehm warm, erst gegen morgen wurde es frisch. Da war mir in meiner Hängematte ein Tick zu kühl, aber nicht schlimm. Es war jedenfalls schlau, mich abends gründlich zu waschen, morgens wäre es viel zu kalt gewesen. Ausserdem war mir abends ja vom Fahren noch warm.
Ein typisches Landschaftsbild, ziemlich weit oben in den Hügeln.
Mittagspause! Das ist das schönste an der Hängematte, dass sie so schnell aufgebaut ist, dass es sich für eine Pause lohnt. So lässt sich ganz entspannt geniessen....
...während Trangia die Kocharbeit übernimmt! Und das geht so: Zuerst Wasser kochen, dann alle Zutaten einrühren, nochmal aufkochen lassen und zur Seite stellen, das würde zur Not auch ohne weitere Hitze gar. Übrigens sitze ich währenddessen bequem in der Hängematte wie auf einer Hollywood-Schaukel.
Dann in der Pfanne das indische Fladenbrot rösten, das geht in der beschichteten Pfanne sehr gut und ohne Fettzugabe. Wenn jetzt die Spiritusflamme noch an ist, reduziere ich sie mit der einstellbaren Brennerabdeckung, stelle den Suppentopf noch mal drauf und die Pfanne als Deckel oben drüber. So bleibt das Brot warm. Während das kocht, kann ich es mir in der Hängematte gemütlich machen.
Mein zweites Nachtlager. Es führte von einem Wanderweg ein kurzer Forstwirtschaftsweg auf eine versteckte Lichtung. Ich weiss nicht genau, wo das war, ich glaube auf dem Leiberg bei Marienheide. Jedenfalls ganz oben auf der Kuppe mitten in einem Fichtenwald, der aber unnatürlich bewirtschaftet wurde.
In der Nacht hat es geregnet, so konnte ich auch das mal testen. Ich bin in der Hängematte absolut trocken und sauber geblieben. Den Regenponcho hatte ich unter den Eingangsschlitz der Hängematte gelegt, so hatte ich auch hier eine saubere Fläche. In einem normalen Zelt hätte ich mich wahrscheinlich auf dem matschigen Boden eingesaut. Aber so hat der Regen sogar Spass genacht. Als es am Morgen aber aufhörte war mir das auch recht :-)
Diese Wasserburg war dann meine erste Orientierungsmöglichkeit seit fast einem ganzen Tag. Von hier aus habe ich dann den Weg am Sülzbach entlang zurück nach Köln leicht gefunden.
Erfahrungswerte:
- Wasser bekommt man an jedem Bauernhof auf freundliche Nachfrage. Hier hat sich der 4-Liter Ortlieb-Wassersack bestens bewährt. Den kann man einfach den Leuten in die Hand drücken und bekommt sein Wasser. Ich habe tagsüber immer nur einen Liter mitgeschleppt und mir dann abends einen vollen Beutel geben lassen. Diese 4 Liter reichen zum waschen und kochen, aber nicht zusätzlich noch zum Klamottenwaschen. Auf längeren Touren sollte man das vielleicht unterwegs zwischendurch bei Gelegenheit erledigen.
- Bei der Mitnahme von Brot, Käse und Aufstrich kann man schnell zu viel einpacken. Ich hatte nach der Tour jedenfalls noch 1kg über!
- Ein Radio ist abends eine prima Sache. Mein kleines Solarradio mit Kopfhörer wiegt nur 100g, kommt ohne Fremdstrom aus und wird auch in Zukunft immer dabei sein.
- Dagegen ist ein Buch Luxus, der aber auch lohnen kann.
- Insgesamt hätte ich ca. 2,5kg weniger Gepäck mitnehmen können. Ausserdem habe ich die Regenklamotten, 1kg, nicht benutzt. Auf die würde ich aber nicht verzichten wollen, höchstens durch was leichteres ersetzen.
- Der Regenponcho im militärischem Tarnlook ist superpraktisch. Die 400g lohnen sich.
- Sehr bewährt hat sich auch die Flasche für nächtliche 'Bedürfnisse'. Wenn die Natur ruft brauche ich nur die Beine aus der Hängematte zu strecken, mich hinzustellen und die Flasche zu Hilfe zu nehmen. Ansonsten bleibe ich im warmen Schafsack und unter dem trockenen Tarp. Als Flasche habe ich eine Plastik-Trinkflasche genommen, die HP-Velotechnik auf der WM-03 in Friedrichshafen verteilt hat. Sorry Guys! Die Flasche hat eine grosse Öffnung (Weithals).
- Eigenversorgung ist vorteilhaft: Geschäfte oder Tankstellen (Sonntags offen) gibts nur in grösseren Ortschaften bzw. an Hauptstrassen, und die habe ich gemieden. Ansonsten ist Ebbe!
Mein Lieblings-Outdoorspruch: Was hat das mit Outdoor zu tun, das ist ja gar nicht aus Plastik! © April 2004, Wolfgang Bion
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