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Vuoksa 2 von Triton aus Russland

Dies ist ein Boot für die grosse Tour, das pflegeleicht ist und viel Gepäck verträgt.

Vuoksa ist nach meinen Messungen 4,84m lang und 87cm breit, ein echtes Dickschiff also mit dicken Luftschläuchen. Es ist als Zweisitzer ausgelegt. Normalerweise sind Zweisitzer ja einiges länger, 5,20m bis 5,50m. In diesem Falle lässt die geringe Länge auch die Verwendung als Einsitzer zu. Dann brauche ich mir über Gepäck keine Sorgen zu machen. Weder beim Gewicht noch beim Volumen dürfte ich an die Grenzen stossen. Mit zwei Personen müsste es auch noch gut reichen. Es ist also auch mein Bedarfs-Zweier.
Das Boot ist in einem praktischen Rucksack verpackt. Dadurch hat man auf Bahnreisen die Hände frei fürs übrige Gepäck.

Auspacken


Hier habe ich gerade den Originalkarton geöffnet und den Kartondeckel entnommen, der noch zusätzlich da drin war. Der Rucksack ist innen nochmal mit Pappe ausgesteift, welche man aber natürlich nicht drin lässt. Die Personenwaage zeigt 26 kg, genau wie von Triton angegeben. Der Rucksack sieht gut verarbeitet aus und ist schön robust, aber leicht. Die beiden Kopfenden sind aus Hüllenmaterial, der Rest aus Kunstfasergewebe. Er hat gut einstellbare, gepolsterte Schultergurte und einen sehr breiten Hüftgurt, dessen Verschluss sich aber immer lockert. An beiden Kopfenden gibt es ausserdem noch Trageschlaufen. Innen im Rucksack ist seitlich noch eine kleine Tasche eingenäht. Sieht aus, als wäre die für die Bedienungsanleitung. Ich packe hier Kleinkram rein. Der Rucksack wird auf der Oberseite mit 4 fest angebrachten Riemen geschlossen und oberhalb der Schultergurte noch mit einem zusätzlichen, rundumlaufenden und ebenfalls fest angebrachtem Riemen.


Im Rucksack findet man als erstes die Aufbauanleitung auf russisch. Naja, die Zeichnungen dadrin waren keine Hilfe.
Als Zweites findet man Flickmaterial für die Unterhaut, den Deckstoff und die Spritzdecke. Sehr ordentlich! Ausserdem ist noch eine kleine Bordtasche dabei, wunderhübsch ;-)


Die ganz wichtige Werkzeugbox enthält 4 Teile :-)


Der Aufbau des Bootes ist eigentlich sehr einfach und übersichtlich. Man muss nur erst mal alles sortieren. Es gibt zwei verschiedene Rohrtypen für die Senten. Die 8 unten im Bild kommen als erste dran, die übrigen in den Mittelbereich, ganz einfach. Die dicken Rohre sind für den Süllrand und auch nicht zu verwechseln.
Die Rohre sind nahtlos und präzise verarbeitet. Ich würde sagen, beste Qualität. Da sie nicht eloxiert sind, bekommt man schwarze Hände. Das ist ja typisch für Alu. Die Rohre waren stark mit Fett eingerieben, das habe ich erst mal abgewischt. An manchen Verbindungsstellen kann aber ein bisschen Vaseline oder Silikonspray ganz hilfreich sein. Einmal im Frühjahr reibe ich die Rohre mit Silikonspray ab. Um in Zukunft schneller eine Übersicht zu bekommen, habe ich die Rohre nach Typ gebündelt verpacken.

Im Rucksack und später auch im Boot fanden sich einige Alu- und Kunststoffspäne. Diese müssen wohl noch von der Herstellung hier hineingeraten sein. Vielleicht nehmen die bei Triton das mit dem Halle ausfegen nicht so genau. Jedenfalls waren die Aluteile alle sauber entgratet, da hingen keine Späne mehr dran.


Von oben: Hecksteven, Bugsteven, Leiterenden und Leitermittelteil. Dieses ist teilbar und wird als Presskiel verwendet. Zur Sicherung sind kleine Schrauben mit Flügelmuttern montiert. Alle anderen Verbindungsteile sind nicht nur gut durchdacht konstruiert, sondern auch präzise und stabil ausgeführt. Auch hier gibts nix zu meckern, dafür einiges zu bestaunen.


Die Spanten, hier Bugspant und vorderer Hauptspant, bestehen neben Alurohren aus viel Plastik. Das sind einfach aussehende Gussteile. Bisher habe ich aber noch nichts negatives darüber gehört. Früher gab es die aus einem weissen Kunststoff. Damit gab es wohl Festigkeitsprobleme. Die Gussnähte der Plastikteile müssen aber nachgearbeitet werden. Hier sind einige Grate stehengeblieben. Die lassen sich aber nur mit sehr scharfem Werkzeug entfernen, und auch dann noch nur mit Schwierigkeiten. Der Kunststoff scheint ausgesprochen zäh zu sein, ein gutes Zeichen.
Inzwischen zeigen die Kunststoffteile erste Risse, die entstehen, weil der Kunststoff offensichtlich schrumpft. Also ist es wohl doch nur Nylon-Spritzguss ohne Gewebeverstärkung. Bis jetzt ist es nicht kritisch.


Heckspant und hinterer Hauptspant.

Aufbauen

Achtung: Überarbeitet! Die Aufbaureihenfolge ist nun verbessert!

Beim ersten mal habe ich zwei Stunden gebraucht, beim zweiten mal nur 40 Minuten. Tritonboote stehen in dem Ruf, schwer und langwierig aufzubauen zu sein. Man muss es aber ein bisschen üben. Nach der neuen Aufbaureihenfolge, die ich mir entwickelt habe, schaffe ich es in 25 Minuten.
Der Versuch misslingt, das Gestell ohne Haut komplett aufbauen zu wollen. Das geht nämlich nicht. Ohne den Gegendruck der Haut bekommt man die Senten nie geschlossen. Das Boot wird unter sehr hoher Spannung aufgebaut. Das ergibt ein sehr steifes Boot, trotz nur 4 Spanten und wenigen Längsrohren.


Als erstes sucht man sich mal ein ruhiges, beruhigendes und schattiges Plätzchen!


Der geöffnete Rucksack mit dem kompletten Boot. Da ich die verschiedenen Rohre gebündelt verpackt habe, ist das Vorsortieren schnell beendet.


Die Gerüsthälften sind zusammengesteckt. Kleine Federbolzen rasten mit einem ohrenschmeichelnden Klickgeräusch ein und sorgen dafür, dass die Verbindung der Rohre nicht wieder auseinanderfällt.
Immer zuerst die unteren Senten, dann die oberen an den Spant anclipsen. Sonst rutscht der Spant aus der Verbindung zum Kiel.


Dann die Gerüsthälften in die ausgebreitete Haut einschieben, genau ausrichten und den Kiel vorläufig schliessen. Das geht so:


Die beiden Kielenden anheben und die Sentenenden seitlich aus der Haut hochziehen.


Dann kann sich die Haut einfach mitknicken und das Kielrohr bleibt gerade. Es wird also nicht durchgebogen und knickt auch nicht ab. Wenn beide Kielenden aufeinanderpassen, den Kiel langsam runterdrücken.


Jetzt ist der Kiel provisorisch geschlossen. Er wird aber gleich noch einmal geöffnet. Denn nur im geschlossenen Zustand lassen sich die Süllrandrohre leicht einbauen. Und nur im geöffneten Zustand lassen sich die Süllrandrohre leicht schliessen. Also vor dem Schliessen der Süllrandrohre den Kiel einfach noch mal öffnen! Dann geht das ganz ohne Anstrengung! Das ist der ganze Trick! Verstanden?


Wenn man nun bei geschlossenen Süllrandrohren den Kiel wieder schliesst, liegen die Sentenenden schon fast ohne Überlappung aneinander und lassen sich leicht schliessen.

Zuletzt werden die beiden Hauptspanten eingesetzt. das ist noch immer ein wenig fummelige Anstrengung, und dabei sind mir auch schon Verbindungsbeschläge gebrochen (Siehe unten bei Reparaturen).


Nun werden die Luftschläuche aufgepumpt, was gut per Lunge geht. Die beiden Schlauchenden werden am Schluss zusammengesteckt, was für einen Druckausgleich zwischen linkem und rechtem Luftschlauch sorgt. Was bleibt sind die Sitze und Rückenlehnen, die Spritzdecke bei Bedarf.

Die Haut sitzt ganz exakt und faltenfrei auf dem Gestell. Mit den aufgeblasenen Luftschläuchen ergibt sich ein recht flaches, seitlich sehr rundes Profil, das mich mehr an einen Kanadier erinnert, als an ein Kajak. Jedenfalls konnte ich an der Haut auch nicht den geringsten Verarbeitungsfehler entdecken. Dafür jedoch einige kleine Abschürfstellen und Markierungen mit Kugelschreiber. Das macht aber wirklich nichts aus.


Umbauen


Ich habe mir gleich einen Mittelsitz eingebaut: Das Sitzbrett musste ich neu anfertigen. Die beiden mitgelieferten passten nicht in die Mitte, da hier die Rohre weiter auseinanderstehen. Für die Rückenlehnenbefestigung musste ich zwei Haken am Süllrand anbringen. Ich habe das genauso gemacht, wie auch die Originalhaken für die vordere und hintere Rückenlehne gemacht sind.


Die beiden Original-Sitzpositionen sind so weit voneinander entfernt, dass in der Spritzdecke noch ein zusätzlicher Süllrand Platz findet. Jetzt sieht das Boot aus wie ein Dreisitzer, ist aber ein Ein- oder Zweisitzer mit grossen 'Ladeluken'. Die Lukendeckel bestehen aus Gore-Tex und sind demnach atmungsaktiv.


Der neue Süllrand besteht aus einem Cordura-Saum, den ich aus einem 12cm breiten Streifen Cordura genäht habe, und einem eingeschobenen Alurohr mit 16mm Durchmesser. Durch die Lücke im rücken läuft allerdings Wasser rein.


Diese erste Version habe ich wenig später durch eine reine Einerspritzdecke ersetzt. Hier ist der Süllrand grösser, mit 85x40cm ist es meine aktuelle Standartgrösse für selbstgebaute Boote, oder wo ich es mir sonstwie aussuchen kann.


Entstanden ist die Einerspritzdecke genauso wie bei meinem Boot 'Lucy' gezeigt. Ein Alurohr wird rundum mit Abstand mit PVC-Stücken verklebt.


Den Sitz habe ich mit Schaumstoffplatten und einer dünnen Sperrholzplatte erhöht, weil die Seitenbordwände so hoch reichen, dass ich praktisch immer mit hochgezogenen Schultern gepaddelt bin. Jetzt ist es bequemer.

Was fehlt? Die Steueranlage! Eigentlich hatte ich erwartet, dass eine dabei wäre. Also muss ich die selbst nachrüsten.


Hier schon mal die Steuervorbereitung für die Pedale. Bisher benutze ich sie als Fersenstütze. Die Kunststoffschellen habe ich aus POM gefertigt. Sie sind mit Klemmschrauben und Flügelmuttern festgeklemmt. Dadurch ist die Entfernugn zum Sitz einstellbar.

Reparieren


Durch eigenes Ungeschickt beim Einbau dieses Spants sind mir nacheinander die Verbinder am Leiterkiel gebrochen. Ersatzweise habe ich am Spant Aluteile eingebaut, die nun unter das Querrohr am Kiel greifen. Diese Lösung wird dauerhaft sein, wahrscheinlich stabiler als die ursprünglichen Befestigungen, aber fummeliger beim Einbauen.


Ohne eigenes Zutun ist die Kielbefestigung für den Spant 1 ausgerissen, hinten am Spant 4 hält sie. Wie ich es repariert habe sieht man hier: Das Aluteil ist seitlich angenietet.

Erste Probefahrt

Ich habe die Probefahrt natürlich auf dem Rhein gemacht. Dabei bin ich in Ufernähe an der Grenze zwischen Kehrwasser und Strömung stromaufwärts 'auf der Stelle' gepaddelt und habe ein bisschen in den Wellen gespielt. Das Boot ist sehr wendig. Ankanten geht gar nicht: Der breite Pott liegt flach wie ein Brett auf dem Wasser. Man kann sich fast auf den Süllrand setzen. Also ein sehr sicheres Boot ist es. Mässige Wellen, egal aus welcher Richtung, laufen fast unmerklich unter dem Rumpf durch. Auf grösseren Wellen kann man leicht ins Surfen kommen. Da es so wenig beladen natürlich weit aus dem Wasser ragt, ist Wind sofort spürbar. Ich hatte aber den Eindruck, dass das Boot kaum vom Wind gedreht wird, es verhält sich fast neutral. Mit etwas zügigerer Fahrt verstärkt sich auch der Geradeauslauf, so dass nicht viele Korrekturschläge notwendig sind.
Fazit: Das Vuoksa 2 ist ein gemütliches Tourenboot, nicht sehr schnell, aber sehr bequem und sicher. Genau was ich haben wollte. Eine Steueranlage werde ich noch nachrüsten und etwas an der Inneneinrichtung feilen: Steuerbock, seitliche Schenkelstützen und Sitzform.

Weitere Fahrpraxis

Die Robustheit der Konstruktion konnte ich in einer Bootsgasse testen: Am Ausgang der Gasse wurde ich gegen die Betonwand getrieben. Seitlich ist kein Kratzer zu sehen. Nur als die Bugspitze einmal so richtig an den Beton stiess, hat sich das Hautmaterial an der Stevenspitze ein Loch eingefangen. Das darunterliegende Gerüstteil jedoch hat keinen Schaden genommen. Auch leichte Grundberührungen oder Betonkanten beim Ein- und Aussetzen hinterlassen bei etwas Umsicht keine Kratzer. Das verwendete PVC-Hautmaterial ist sehr abriebfest, da bin ich wirklich erstaunt. Die dicken Kielstreifen aus Weich-PVC halten viel aus. Mein eindruck ist, dass in dem 'Ostblock'-Material andere Chemie drin steckt, die unserer überlegen ist. So war das ja auch bei der alten Pouch-Elefantenhaut. Der dort verwendete Chemiecocktail hat das Material sehr lange haltbar gemacht (Jahrzehnte!) und für eine enorme Abriebfestigkeit gesorgt, ist aber heutzutage nicht mehr umweltverträglich einzustufen (Inoffizielle Aussage Pouchmitarbeiter).

Inzwischen bin ich schon einige 100km mit dem Boot auf unterschiedlichsten Gewässern gepaddelt. Etwas luvgierig ist es auf offenen Gewässern schon, so wie praktisch jedes Kajak. Daher werde ich noch eine Steueranlage nachrüsten, wie schon erwähnt. Ansonsten bin ich mit dem Boot immernoch hochzufrieden. Sogar bei stürmischen Gegenwind kam ich noch voran, sehr mühsam allerdings. Aber da ist mir ein schwer beladener T9 auch nicht davon gefahren.

Eine brisante Grenzsituation habe ich auf dem Rhein erlebt: Bei Andernach bin ich in mannshohe stehende Wellen reingeraten, als ich gerade den Rhein querte. Mit jedem anderen Boot wäre ich gekentert, mein Vuoksa hat die Wellen mit stoischer Gelassenheit abgeritten. Ich musste nur ein Querdrehen verhindern, was einfach war.

© Juni 2005 und Februar 2008, Wolfgang Bion
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