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Die Unterhaut

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Jetzt gehts an die Hülle. Ich habe mir gedacht, mit einer möglichst exakten Schablone kann man sich eine Menge Ärger ersparen. Ausserdem bin ich bereit, mehr als eine Naht in der Hülle zu haben. Also gebe ich mir vorher ein bisschen mehr Mühe und wickel das Boot erst mal in 100 Meter Frischhaltefolie ein.


Jetzt entsteht die exakte Schablone aus Tapete, die ich mit Tapetenkleister in kleinen Stücken aufbringe.


Nu isses fertig und muss über Nacht trocknen. Was dann noch nicht trocken war habe ich mit dem Fön erledigt.


Nachdem die Tapete getrocknet ist hatte sie sich schön gestrafft. Ich habe die Bordleisten und Senten mit Bleistift markiert. Die Querstriche sind sehr wichtig: Ich übertrage sie auch auf das Hüllenmaterial. Sie geben eine gute Orientierung, wie alles zusammengehört.
Entlang der Bordleisten und Senten sowie in regelmässigen Abständen auch quer zum Boot habe ich Verstärkungen aus Klebestreifen aufgebracht. Das hat sich als sehr nützlich erwiesen, denn so stabil ist das Papier auch wieder nicht.


Die Schablone habe ich erst entlang der Steven aufgetrennt und dann entlang der Senten. In der Bootsmitte ist ca. 1 Meter nicht aufgeschnitten. Es reichte auch so um flach zu liegen. Die Schablone habe ich mit Klebestreifen auf dem Hüllenmaterial festgeklebt. Beim nächsten mal würde ich die Plane glatter auslegen.
Das Hüllenmaterial ist doppelt beschichtete PVC-Plane, wie sie auf LKW's verwendet wird. Sie hat ca. 680g/qm, ist also nicht die stärkste Qualität, die für Faltboote verwendet wird. (Ich glaub so um die 1000g/qm ist üblich.) Bezugsquelle: Planenwelt
Zum Schnitt: Wenn die Rumpfunterseite so flach ist wie bei meinem Boot, bleibt der Kiel ohne Naht. Die Sentenlinie des mittleren Teils habe ich ganz genau nach Schablone geschnitten. Die Sentenlinie der Seitenteile mit Zugabe. Die Bordleistenlinie hat 4-5cm Zugabe bekommen. Ausserdem sind an den Stevenenden noch grössere 'Lappen' geblieben, das ist wichtig!


Vier Stunden später: Die Haut sitzt!


Bug und Heck sind mit Brettchen und Zwingen an den 'Lappen' eingespannt. Dabei muss die Haut schon straff sitzen. Das musste ich mehrfach nachspannen. Die Bugspitze liegt in den Aussparungen der Brettchen (Bild links), so kann nichts verrutschen.


Stück für Stück von der Mitte beginnend nach aussen wird die Haut mit Klebestreifen von aussen zusammengesetzt und unten rum über Deck mit Schnur abgespannt. Der mittlere Hautteil liegt immer zuunterst, wenn sich die Nähte überlappen. Die Frischhaltefolie auf dem Gerüst ist eine gute Hilfe bei diesen Arbeiten. Man hat eine Auflagefläche und muss nicht frei in der Luft hantieren.


Die Schnüre gehen einfach durch ausgestanzte Löcher von 4mm Durchmesser, die ich mit einem Locheisen-Zangendings aus dem Nähzubehör in die Saumzugabe gestanzt habe. Laut Mayr soll man die Löcher mit Messingösen versehen. Bisher ist aber keines der Löcher auch nur ansatzweise ausgerissen. Vielleicht liegt das daran, dass ich durch den gut angepassten Schnitt nicht so viel Spannung in die Haut bringen muss, damit sie sitzt. Jeweils drei Löcher auf jeder Seite sind mit einer Schnur verschnürt.

In der Bootsmitte muss wahrscheinlich noch ein zusätzlicher Spant zwischen die Hauptspanten. Hier werden auf 75cm Länge die Leisten etwas von der Spannung der Haut eingedrückt.


Die Verklebung ist viel zeitaufwendiger, als ich gedacht habe:

Kleber:
Innenklebungen habe ich mit Plastigum 77 geklebt. Der ist relativ preiswert und zur Not kann man auch eine Verklebung wieder auseinanderreissen. Die Anfangsklebekraft ist super.
Für aussen habe ich den besten Kleber genommen, den ich bekommen konnte: Den PVC-Kleber von Zölzer mit Verstärker TR 250. 200g Kleber und die kleine Flasche Verstärker habe ich gleich in ein leeres Marmeladenglas gekippt. Noch ein Schuss Aceton dazu und gut verührt. Ein Pinsel so gekürzt, dass er in das geschlossene Glas passt, hält lange. Für die drei Nahtbänder habe ich allerdings auch 2/3 der Mischung verbraucht.
Nachtrag: Der Zölzerkleber ist nur 24 Stunden verarbeitbar, nachdem man den Verstärker reingekippt hat. Leider habe ich das erst hinterher erfahren, nachdem der restliche Kleber hin war und ich bei Zölzer nachgefragt habe.
2. Nachtrag: Inzwischen halte ich mehr von Plastigum 77. Das Zeug kann man trocknen lassen, bis es nicht mehr klebt und dann später mit Hitze und Druck wieder aktivieren. Das geht mit Zölzerkleber und Pattex Transparent auch. Jedoch ist die Verklebung sofort so fest, dass ich sie gar nicht mehr auseinanderbekommen habe, als ich mal korrigieren wollte. Das hat mir einige Falten beim Verkleben von Haut und Verdeck eingebracht, gibt mir aber das Gefühl, dass diese Verklebung hält!

Vorbereitung:
Jede Naht habe ich zuerst angezeichnet und abgeklebt. Dann evtl. mit Aceton reinigen, wenn z.B. Kleberreste vom Klebestreifen drauf sind. Schliesslich noch gründlich anschleifen. Dann ist die Naht optimal vorbereitet.

Den Streifen, den ich auf die Naht klebe, habe ich 4cm breit von der Plane abgeschnitten und auch einseitig angeschliffen.

Kleben:
Die beiden Sentennähte habe ich zuerst von innen abgeklebt. Dazu musste ich natürlich die Haut vom Gerüst nehmen. Plastigum 77 wird wie Kontaktkleber verarbeitet. Beim Andrücken habe ich immer mit dem Fön das ganze erwärmt. Das Zeug klebt wirklich gut und sofort. Angedrückt wird mit einer Gummirolle.
Von innen habe ich nicht entlang der Steven verklebt. Naja, zuerst hatte ich es, aber das war ein Fehler! Nachher hat die Haut nicht mehr richtig gepasst ohne die Spannung, die man später ja mit dem Gerüst erzeugen kann. Ausserdem türmen sich hier sonst zu viele Schichten auf. Also die Kanten der Steven nur von aussen kleben!

Bevor ich aussen die Sentennähte überkleben konnte mussten erst mal die Haut wieder auf dem Gerüst verschnürt werden und dann alle Klebestreifen runter. Wenn man die beim Abziehen mit dem Fön warm macht, bleibt nicht ganz so viel Kleber an der Hülle haften.
Dann musste ich alle Stellen, wo sich die Nähte überlappten, so zurechtschneiden, dass die Planenkanten möglichst exakt nebeneinanderliegen. Überlappungen sehen hier nicht schön aus.
Aussen habe ich über die Sentennähte (diesmal durchgängig vom Bug zum Heck) und über den Kiel je einen Streifen angeklebt. Zum Schluss noch über die Steven. Am Heck habe ich gleich auch hinten rum zu gemacht. Am Bug ist vorne die Spitze noch offen. So kann ich die Haut noch über das aufgebaute Gerüst spannen. Das brauche ich später, wenn ich sie mit dem Oberdeck verkleben will.


Das Ergebnis ist wegen der kleinen Falten nicht optimal, aber dicht und sieht haltbar aus. Das Ziel ist erreicht, eine Haut auf Mass zu schneidern, die ohne viel Spannung ordentlich sitzt. Um nachher mit dem Presskiel noch zusätzliche Spannung in die Haut zu geben, wodurch hoffentlich die letzten Falten verschwinden, plane ich bei Bedarf zwischen den Tothölzern und den Stevenbrettern Holzleisten unterzulegen. 5-10mm dürften reichen, um diesen Betrag wird das Gerüst dann 'länger'. Aber vorher klebe ich die Bugspitze natürlich noch etwas knapper zusammen.

Als letztes habe ich an der Oberkante der Haut die Positionen der Spanten angezeichnet sowie die Lage der Bordleistenoberkante. Das brauche ich später beim Verkleben mit dem Oberdeck. Dann habe ich alle Schnüre gelöst und die Haut erst mal spannungsfrei liegen lassen, damit die Klebestellen aushärten können.

Nach ungefähr 30 Stunden Arbeit an drei Tagen bringt die Haut jetzt 3kg auf die Waage, was das Bootsgewicht auf 14kg erhöht.

Fazit:
Weil der Aufwand so hoch ist würde ich beim nächsten Boot nicht wieder eine Schablone machen. Vielmehr würde ich ein Stück Plane in der benötigten Breite mit Übermass abschneiden und über das in Folie eingewickelte Boot legen. Dann in der Mitte auf 1 m Länge verschnüren und vorne und hinten mit den Brettchen und Zwingen stramm verspannen. Dann erst mal den Boden genau den Senten entlang plus 40mm zurechtschneiden. In der Bootsmitte ein möglichst langes Stück (> 1 Meter) nicht aufschneiden. Wenn der Boden stärker gekrümmt ist, dann vorne und hinten stramm verspannen. Nun die Seitenteile genau entlang der Senten schneiden. Die 40mm Übermass am Boden sind nun die Klebekante. Geklebt wird direkt auf dem Gerüst, wobei die Seitenteile den Boden überlappen. Genauso werden die Stevennähte gemacht: Eine Seite wird mit Übermass geschnitten, die andere genau auf Stevenbrett-Mitte. Mit der Methode muss die Haut weder zwischendurch vom Gerüst genommen werden, noch müssen die Klebenähte mit Klebestreifen fixiert werden. Auch werden keine Extrastreifen benötigt. An der Stelle, wo Boden und Seitenteil zusammenkommen muss noch ein Flicken aufgeklebt werden. Das kann man später auch von innen machen. Zu überlegen wäre noch, ob Kielstreifen und Sentenstreifen aufgeklebt werden sollen. Ich würde sie erst mal weglassen, dann lässt sich die Haut einfacher falten.
Man sagt, die erste Haut ist meistens für die Tonne. Nun, meine ist absolut gut genug, dass ich sie verwende. Die nächste wird aber bestimmt besser...

© März 2005, Wolfgang Bion
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